- Dinescu
- Dinescu,1) Mircea, rumänischer Schriftsteller und Bürgerrechtler, * Slobozia 11. 12. 1950. Bei seinem Debüt (1971) als größtes Talent der rumänischen Gegenwartsliteratur gefeiert, wurde Dinescu bald zu ihrem Enfant terrible und später zum politischen Dissidenten. Den bedeutendsten literarischen Auszeichnungen seines Landes folgten 1985 Publikationsverbot und 1989 die Entlassung als Redakteur; ab März 1989 stand er unter Hausarrest. Nach dem Sturz N. Ceauşescus wurde er Mitglied im Rat der Front der Nationalen Rettung, ein Staatsamt lehnte er ab, um kritische Distanz zu wahren. 1990-93 war er Präsident des rumänischen Schriftstellerverbandes. - Die Wende zur realitätsnahen, bescheidenen, ihrer eigenen Verletzlichkeit bewussten Dichtung vollzog Dinescu mit dem Lyrikband »Proprietarul de poduri« (1976). Besonders kritische Sprengkraft schöpft sein Werk aus dem Topos der verkehrten Welt (»La dispoziţia dumneavoastră«, 1979, Gedichte; »Rimbaud negustorul«, 1985, Roman); ontologische Inkongruenzen surrealistischen Charakters dienen der Mystifizierung (politische Intentionen sollen unkenntlich gemacht werden), bedeuten gleichzeitig eine symbolische Stigmatisierung der herrschenden Ordnung. Revolte, Hohn, Verzweiflung angesichts des Diktats einer totalitären, wahrheitsverachtenden Fortschrittsideologie kristallisieren in utopischen Gegenentwurf (»Democraţia naturii«, 1981, Gedichte; »Exil pe o boabă de piper«, 1983, Gedichte). Immer verschmelzen die politischen Themen mit den existenziellen, vordergründig ist dabei der Tod (v. a. in »Moartea citeşte ziarul«, Gedichte, 1988 verboten, 1989 in Amsterdam, 1990 in Rumänien erschienen).Ausgaben: Exil im Pfefferkorn. Gedichte, übersetzt von W. Söllner (21990); Ein Maulkorb fürs Gras. Gedichte, ausgewählt und übersetzt von demselben (1990, rumänisch und deutsch).2) Violeta, rumänische Komponistin, * Bukarest 13. 7. 1953; studierte in Bukarest und unterrichtete 1978-82 an der dortigen George-Enescu-Musikschule. 1982 übersiedelte sie in die BRD. In ihrem umfangreichen kompositorischen Schaffen spielen mathematische Ordnungsprinzipien (z. B. Zahlenreihen, Logarithmen) eine zentrale formbildende Rolle.Werke: Bühnenwerke: Der Kreisel (1984, Ballett nach E. Mörike); Hunger und Durst (1985, Oper nach E. Ionesco); Der 35. Mai (1986, Kinderoper nach E. Kästner); Eréndira (1992, Kammeroper); Schachnovelle (1994, Kammeroper nach S. Zweig).Orchesterwerke: Anna perenna (1979); Akrostichon (1983); Joc (1985); Tetelestai (1986, für Jugendorchester).Chorwerke: Verzaubere mich in einen Silbervogel (1980, für Chor und Orchester).Werke für Soloinstrumente: Echos I-III (1980-82); Satya I-IV (1981-85); Cyclotron (1994).
Universal-Lexikon. 2012.